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by Jan Wedel

Otto-Wedit-Platz-Bei-Nacht

Warum verzögert sich die Fertigstellung des Otto-Weidt-Platzes?

Es fehlt das Leben im Herzen des neuen Kietzes. Die Läden, die schon offen haben kämpfen um Sichtbarkeit und Laufkundschaft, denn einladend sieht es nicht gerade aus. Stattdessen Staub und Bauzäune.

Otto-Weidt-Platz-2022-03-Panorama

Meist sind die schon fertigen Wege gefüllt mit Fahrzeugen von Handwerkern. Von der Brücke gibt es einen sehr umständlichen Weg, um die Südseite des Platzes zu erreichen. Viele Läden eröffnen erst gar nicht und warten, bis der Platz fertig ist.

Otto-Weidt-Platz-Zuwegung-Südteil

Es gibt auch eine Petition, die die schnelle Eröffnung fordert.

Warum also verzögert sich die Fertigstellung des Otto-Weidt-Platz? Diese Frage stellen sich viele der Anwohner und auch Gewerbetreibende hier in der Berliner Europacity. Der Platz sollte ursprünglich 2018 fertig sein.

Otto-Weidt-Platz-Fertigstellung-2018

Ich habe diese Frage an die Senatsverwaltung gerichtet und mich am 13.04.2022 mit der zuständigen Person vor Ort getroffen um über die Verzögerung zu sprechen. Leider ist es, wie so oft, komplex.

Boden

Zunächst einmal wurde schon zu Beginn festgestellt, dass ein Großteil des Bodens, der früher industriell genutzt wurde, kontaminiert ist. Die Auswirkungen konnten man auf der Baustelle ganz gut verfolgen. Hier wurde Boden großflächig ausgehoben, abtransportiert und dann mit neuem antransportiertem Boden wieder aufgefüllt. Das hat einige Zeit in Anspruch genommen.

Die Brücke

Bevor große Teile des Platzes bebaut werden konnten, musste zunächst die Brücke fertig sein. Die nun endlich fertige Brücke "Golda-Meir-Steg" hatte sich aber stark verzögert. Es wurde mangels Bietern insgesamt dreimal ausgeschrieben bis sich endlich eine Firma für die Umsetzung gefunden hatte. Dies hat schon mal für eine jahrelange Verzögerung gesorgt. Allerdings hatte die dann beauftragte Firma (wiederum eine andere Firma) hier sehr zügig und mit viel Personal von morgens früh um 7 bis abends 18-19h gearbeitet.

Der Brunnen

Grob in der Mitte des Platzes ist Herzstück geplant, der Wasserbrunnen aus Granit. Das Problem hierbei ist laut dem Senat, dass dieser in China gefertigt wird und sich hier auch stark verzögert. Das wiederum liegt daran, dass der Platz europaweit ausgeschrieben werden musste. Der günstigste Bieter, der den Zuschlag bekommen hat, hat den Brunnen nach China untervergeben. D.h., hier hatte der Senat keinen direkten Einfluss. Die Qualität der Arbeit sollte in China vor Ort überprüft werden, was wiederum durch die Corona-Pandemie nicht stattfinden konnte. Diese wurde jetzt nachgeholt und hier wurden Mängel festgestellt, die von der dortigen Firma behoben werden mussten. Dies ist jetzt beendet, allerdings müssen noch die Löcher für die Wasserrohre gebohrt werden. Dann muss dieser "nur" noch nach Berlin gelangen. Die Transportkosten sind allerdings auch 10x so hoch wie ursprünglich geplant. Zu den Kosten kommen wir später.

Jetzt gibt es noch ein Bau-logistisches Problem, was die Weiterarbeit am Platz verhindert. Auf dem östlichen Teil des Platzes lagern die Materialien u.a. für den Bereich rund um den Brunnen. Dieser Bereich kann aber nicht bebaut werden, da der Brunnen durch schweres Gerät (wie z.B. ein großer Kran) zu seinem Bestimmungsort gebracht werden muss. Dies würde alles beschädigen, was schon in der Umgebung des Brunnens gebaut wurde. Deshalb kann hier nicht weiter gebaut werden.

Die Freitreppe

Golda-Meir-Steg (Nach Süden mit Freitreppe)

Die große Freitreppe, die die Promenade am Kanal verbindet, liegt aktuell einsam, eingezäunt und in nacktem Beton da. Hier ist auch wieder eine andere Firma zuständig. Diese wartet ebenfalls auf Granit für die Treppenstufen. Allerdings ist wohl weltweit kein Naturstein erhältlich. Deshalb soll jetzt der optisch minderwertigere Betonwerkstein verwendet werden, damit auch hier fertig gestellt werden kann.

Kosten

Die ursprünglich geplanten Baukosten liegen bei ca. 15Mio€ (ohne die Brücke), durch die lange Verzögerung ergaben sich bis jetzt ungefähr 1,5Mio (also 10%) höhere Kosten was für Berliner Verhältnisse fast noch im Rahmen liegt.

Die Kostentragung wird laut dem Senat hart verhandelt, hier wir von Fall zu Fall entschieden. Wenn die ausführende Firma für die Kosten verantwortlich ist (wie z.B. bei dem Brunnen aus China), dann muss diese auch die Kosten tragen. In anderen Fällen (Verzögerung durch die Brücke) wird der Steuerzahler dafür aufkommen müssen.

Baufirma

Zufrieden ist die Senatsverwaltung mit der aktuellen Baufirma nicht. Hier hat es wohl mit anderen Firmen (Die Brücke, und die umliegenden Pocketparks) deutlich besser geklappt. Das sieht man auch als Anwohner. Im Vergleich zum Bau der Brücke, wird auf dem Platz seltener, kürzer und mit weniger Personal gearbeitet. Wochenlang passiert gar nicht, dann trifft man auf ganze zwei Arbeiter auf dem Platz die an den Pflastersteinen arbeiten. So dauern Arbeiten, die auf dem Nachbargrundstück des Weidt-Park-Corner eine Woche dauern, schon mal drei.

Teileröffnung

Schauen wir mal in die Zukunft.

Warum kann nicht ein Teil freigegeben werden? Hier gibt es laut Senat rechtliche Gründe, unsere liebe Deutsche Bürokratie. Das Gründstück ("Flurstück") ist wohl noch im Besitz der CA Immo und vor der öffentlichen Nutzung muss es eine sogenannte Widmung geben. Diese kann eigentlich erst nach Fertigstellung des gesamten Grundstücks passieren. Allerdings versucht der Senat, hier eine Abkürzung zu nehmen. Die Widmung soll bis Ende Juni durchgeführt werden, womit dann eine Teilöffnung des westlichen Teils, der Treppen zur Brücke und ggf. auch eine temporären geteerten Anbindung der Brücke an die südliche Seite des Platzes stattfinden kann.

Für die Fertigstellung des gesamten Platzen ist aktuell Ende des Jahres geplant. Dieser Termin verschob sich allerdings auch halbjährlich um ein halbes Jahr (letzter Termin, der Ende letzten Jahres genannt wurde, war Sommer 2022), so dass ich nicht darauf wetten würde.


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